Kindern gute Manieren beibringen? Die 4 goldenen Regeln

Kindern gute Manieren beibringen? Die 4 goldenen Regeln

Eltern sollten ihren Kindern schon früh im Leben zeigen, was Höflichkeit und Respekt bedeuten. Man kann sein Kind jedoch noch so oft ermahnen – es wird dadurch keine Manieren lernen. Ich verrate dir, was wirklich dazu beiträgt, dass dein Kind ein gutes Benehmen lernt. 

Was sind überhaupt gute Manieren?

Gute Manieren zu haben, ist weitaus mehr als nur „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Dennoch ist dies ein guter Start, der schon früh mit Kindern geübt werden kann. Du kannst zum Beispiel deinem Baby oder Kleinkind etwas überreichen und „Bitte schön“ sagen oder etwas dankend annehmen.

Kleine Worte, wie „Gesundheit“ oder „Entschuldigung“ können schon früh vom Kind verinnerlicht und zu einer Gewohnheit werden.

Auch Tischmanieren sind bei vielen Eltern ein großes Thema. Wie bringt man ein Kind dazu, mit dem Essen zu warten, bis alle etwas auf dem Teller haben? Ab wann verbietet man dem Kind das Schlürfen und Schmatzen?

Manieren sind wichtig, denn Kinder sollten lernen, wie sie sich in bestimmten Situationen zu verhalten haben. Gute Manieren zu haben, bedeutet, dass das Kind anderen Menschen gegenüber Respekt zeigt und anderen Menschen in bestimmten Situationen Hilfe anbietet. Aber wie lehrt man seinen Kindern diese Dinge? Und wann sollte man überhaupt damit anfangen?

Wann sollte man anfangen?

So früh wie möglich? Naja, nicht unbedingt.

Kinder im Alter von weniger als 18 Monaten haben noch kein Verständnis dafür, dass andere Menschen auch Bedürfnisse haben. In diesem Alter bringt es wenig, aktiv daran zu arbeiten, dass das eigene Kind gute Manieren lernt. Das bedeutet aber nicht, dass man als Eltern nicht schon von Anfang an, als gutes Vorbild vorangehen sollte. ? Kinder werden sich in dem Alter schon eine Menge abgucken können.

Zwischen 18 Monaten und 3 Jahren fangen Kinder an, zu verstehen, dass sie Teil einer Familie sind. Sie teilen eine Welt mit anderen und in dieser Welt gibt es bestimmte Regeln, die sie befolgen müssen. In dieser Zeit macht es also viel mehr Sinn, dem Kind aktiv Manieren beizubringen.

Du solltest jedoch beachten, dass Kinder in diesem Alter noch wenig Empathie haben. Sie verstehen beispielsweise nicht unbedingt, dass man dem anderen wehtut, wenn man ihn schlägt, denn sie können sich noch nicht so gut in andere hineinfühlen. Sie wissen aber, dass es falsch ist, weil ihre Eltern es ihnen sagen. Das Kind lernt in diesem Alter also Manieren, indem es gehorsam gegenüber den Eltern ist.

Es ergibt Sinn, mit kleinen Dingen zu beginnen. Ein Kind in diesem Alter kann beispielsweise dazu ermutigt werden, sich zu entschuldigen, so wie „Bitte“ und „Danke“ zu sagen. Kinder lernen eine Menge, indem sie Wörter wiederholen und ihre Eltern beobachten und ihr Verhalten kopieren.

Wichtig ist jedoch, dass man ein Kind nicht zwingt, etwas zu sagen. Denn sonst wird es etwas Negatives damit assoziieren, was es in der Zukunft schwieriger macht, dem Kind überhaupt Manieren beizubringen. Wenn es in einem Moment „Hallo“ sagt, aber im nächsten Moment nichts sagen will, dann mach dir keine Sorgen.

Erwarte keine Perfektion!

Die 4 goldenen Regeln für gute Manieren bei Kindern

Wenn du immer noch nicht so recht weißt, wie du deinem Kind Manieren beibringen sollst, habe ich hier ein paar Regeln für dich aufgestellt, an denen du dich orientieren kannst.

Regel Nr. 1: Sei ein Vorbild

Du weißt sicherlich, dass wir als Eltern eine Vorbild-Funktion haben. Für gute Manieren sorgst du bei deinem Kind also nur, wenn du es ihm vorlebst.

Es ist die wichtigste Regel von allen!

Du kannst noch so viel predigen und erklären, aber dein Kind wird niemals gute Manieren zeigen, wenn du selbst keine Manieren an den Tag legst. Du kannst nicht von deinem Kind erwarten, dass es sich entschuldigt, wenn du dich für deine Fehler nicht entschuldigst. Das vergessen viele Eltern leider schnell.

Natürlich ist es nicht immer einfach, ein Vorbild zu sein. Erwarte also auch nicht, dass dein Kind alles perfekt macht. Wenn du mit gutem Beispiel vorangehst, wird es die guten Manieren nach und nach auf natürliche Weise verinnerlichen – ganz ohne Zwang.

Regel Nr. 2: Lobe statt zu schimpfen

Sprich immer in einem freundlichen Ton, wenn du von deinem Kind Manieren beibringen willst. Außerdem solltest du ihm niemals drohen oder versuchen, es zu erpressen. Setze den Fokus mehr auf Lob als aufs Schimpfen – besonders bei jungen Kindern. Das Kind soll merken, dass die guten Verhaltensweisen mehr Beachtung bekommen, als die Schlechten.

Wenn du mehrere Kinder hast oder Freunde oder Verwandte mit Kindern hast, kann es auch hilfreich sein, dass du die guten Manieren von anderen Kindern lobst. Dein Kind wird verstehen, dass gute Manieren mit Lob und Aufmerksamkeit in Verbindung stehen, wodurch das positive Verhalten automatisch verstärkt wird.

Regel Nr. 3: Erkläre, warum!

Zugegeben, für diese Regel braucht es etwas Geduld. Sätze wie „das macht man nicht“ oder „das gehört sich nicht“ kommen uns Eltern schnell über die Lippen, wenn wir versuchen, unseren Kindern Manieren beizubringen. Aber mit diesen Sätzen werden wir dem Kind kaum etwas erklären. Spätestens mit 3 oder 4 Jahren fangen Kinder an, die Dinge stärker zu hinterfragen. Kinder möchten verstehen und sie wollen den wahren Grund wissen, warum sie Manieren haben müssen – warum man sich die Hand beim Husten vor den Mund hält oder warum man andere Ausreden lässt, wenn sie etwas zu sagen haben.

Statt deinem Kind die Worte in den Mund zu legen, kannst du es auch mit Fragen in bestimmten Situationen daran erinnern, was es schon gelernt hat. Frage zum Beispiel: „Hast du dich denn schon bei Person XY bedankt?“

Oft entschuldigen sich Eltern auch für ihr Kind, wenn es etwas falsch gemacht hat. Stattdessen könnten sie ihrem Kind aber auch die Chance geben, sich selbst zu entschuldigen. Vielleicht hat es etwas beschädigt und schämt sich nun dafür. Frage dein Kind, ob es weiß, was man jetzt tun könnte, um es wiedergutzumachen. Denke mit deinem Kind zusammen nach. Das wird ihm helfen, zukünftig mehr über soziale Situationen nachzudenken und sich an die guten Manieren zu erinnern.

Auf diese Weise wird es schneller begreifen, warum Respekt und Manieren in unserer Gesellschaft so wichtig sind und es wird wichtige soziale Verhaltensweisen lernen, die noch bis ins spätere Leben reichen können.

Regel Nr. 4: Respekt bedeutet Selbstachtung

Gute Manieren zu haben bedeutet, dass man Respekt gegenüber anderen hat, indem man höflich miteinander umgeht. Aber es bedeutet auch, dass man sich selbst genug achtet. Wenn dein Kind genug Feingefühl für seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen entwickelt, wird es die Gefühle anderer besser berücksichtigen können und leichter gute Manieren lernen.

Die richtige Kritik ist unheimlich wichtig für die Selbstachtung des Kindes. Wenn dein Kind etwas falsch macht, solltest du das Verhalten des Kindes maßregeln und nicht das Kind selbst. Sich selbst zu achten, bedeutet, dass man sich selbst vertraut. Wenn dein Kind aber merkt, dass es herabgesetzt wird, weil es etwas falsch gemacht hat, wird sein Selbstvertrauen darunter leiden – und somit wird es schwieriger für das Kind gute Manieren zu lernen.

Sage zum Beispiel nicht „du nervst mich“, wenn dein Kind dich beim Sprechen unterbricht. Richte dich auf das Verhalten und verwende dabei möglichst immer eine Ich-Aussage: „Ich mag es nicht, wenn du mich unterbrichst.“ Dabei schilderst du deine Gefühle, was zu mehr Empathie führen kann und du kritisierst das Verhalten des Kindes und nicht das Kind als Person, wodurch seine Selbstachtung bewahrt wird.

Selbstachtung ist ein wichtiger Faktor für gute Manieren und Respekt. Je mehr Selbstachtung Menschen haben, desto besser behandeln sie sich gegenseitig – und das gilt auch für Kinder.

Wie dein Kind spielerisch Manieren lernt

Es ist eine gute Idee, jungen Kindern auf eine spielerische Weise gute Manieren beizubringen. Kinder haben oft Probleme damit, andere nicht beim Reden zu unterbrechen, weil sie sehr impulsiv sein können und ihre Reaktionen manchmal nicht so gut unterdrücken können.

Wie wäre es mit einer kleinen Erinnerung, wie zum Beispiel einem „Sprech-Ball“, um deinem Kind bei Unterhaltungen gute Manieren beizubringen. Dazu bekommt derjenige, der den Ball (oder ein beliebiger anderer Gegenstand) in der Hand hält, die Gelegenheit zu reden. Wenn derjenige fertig ist, gibt er den Ball an die nächste Person weiter. Dadurch wird das Kind daran erinnert, wer gerade reden darf.

Soll dein Kind lernen, mit Besteck zu essen? Kinder werden es sicherlich einfacher haben, wenn sie mit einem kindgerechten Besteck zuerst üben dürfen. Es gibt beispielsweise Besteck für Kinder mit dem Anfangsbuchstaben des Namens oder mit Tieren, die viel interessanter für Kinder sind als das langweilige Silberbesteck für Erwachsene. Die Kleinen werden dies kaum noch aus der Hand legen wollen beim Essen.

Du merkst, mit kleinen Tricks, kann man dem Kind spielerisch Manieren beibringen – ganz ohne Schimpfen und Zwang.

Schluss

Simple Tricks können manchmal Wunder wirken und den Kindern, aber auch uns Eltern das Leben leichter machen. Die vier goldenen Regeln für gute Manieren sollten aber immer im Vordergrund stehen.

Du hast als Vater oder auch als Mutter eine wichtige Vorbild-Funktion für dein Kind. Indem du mit gutem Beispiel vorangehst und mit Geduld und dem Fokus auf Lob dein Kind auf bestimmte Verhaltensweisen hinweist, wird es von dir lernen und die guten Manieren nach und nach verinnerlichen.

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