So verhinderst Du, dass Dein Kind ein Narzisst wird

So verhinderst Du, dass Dein Kind ein Narzisst wird

Kennst du Eltern, die ihre Kinder manchmal überschätzen oder auf ein Podest stellen? Sie sehen ihre Kinder als „die Besten“ oder besser als andere an. Die Wahrheit ist, dass diese Überbewertung oft zu Narzissmus bei Kindern führt, denn sie lernen dadurch, dass sie der Mittelpunkt der Welt sind und andere weniger wert sind als sie selbst.

Das ist aber noch nicht alles. Ein Narzisst hat in seiner Kindheit oft unklare Grenzen von seinen Eltern gesetzt bekommen. Außerdem wurde ihm normalerweise kein Gefühl von Liebe, Respekt, Wert und Vertrauen vermittelt. Und meist ist der Narzisst mit mindestens einem narzisstischen Elternteil aufgewachsen. Von einem narzisstischen Elternteil erzogen zu werden, ist emotional und psychisch missbräuchlich und verursacht schwächende, lang anhaltende Auswirkungen auf Kinder.

Die Wahrheit ist:

Niemand wird als Narzisst geboren

Kein Kind kommt als Narzisst auf die Welt und zeigt einfach so ein narzisstisches Verhalten. Wenn Kinder geboren werden, sehen sie ihre Eltern als wichtigste Bezugspersonen in ihrem Leben an und schöpfen all ihren Selbstwert aus ihnen. Sie fangen mit der Zeit an, ihr eigenes Selbstbewusstsein aufzubauen, wobei die Beziehung zu den Eltern normalerweise eine wichtige Rolle spielt.

Ein Narzisst hatte meistens Eltern, die ihn als Kind grundsätzlich als spezieller oder berechtigter als andere angesehen haben. Dies sollte aber nicht mit Zuneigung und Wertschätzung verwechselt werden. Elterliche Wärme sorgt nämlich für ein gesundes Selbstwertgefühl und wird sicherlich keine narzisstischen Tendenzen in Kindern hervorrufen.

Eher das Gegenteil ist der Fall: Ein Narzisst hat in seiner Kindheit meist nur wenig elterliche Wärme bekommen. Narzissmus ist daher ein natürliches Ergebnis der Reaktion auf das Trauma der emotionalen Vernachlässigung in der Kindheit.

Wenn der Narzisst aufwächst, wird er auch überempfindlich gegenüber Kritik. Wann immer er sich bedroht fühlt und die Gefahr läuft, sein Überlegenheitsgefühl zu verlieren, wird er offen für negative Gefühle, wie Scham und Verzweiflung. Und das ist der Moment, indem er andere benutzt und manipuliert, um sich selbst besser zu fühlen.

Es ist also ein Zusammenspiel aus Überschätzung und Vernachlässigung, was ausschlaggebend dafür ist, ob ein Kind zu einem Narzissten heranwächst oder nicht.

Eines ist jedoch sicher, solange du dein Kind dabei unterstützt, ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, sind die Chancen sehr gering, dass dein Kind ein Narzisst wird!

Wie dein Kind ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen kann

Hast du Angst davor, dass dein Kind ein Narzisst werden könnte? Hier habe ich ein paar Tipps für dich, wie du deinem Kind helfen kannst, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln:

1. Dein Kind ist wertvoll, aber nicht wertvoller oder berechtigter als andere

Du solltest dir immer vor Augen halten, dass es einen feinen Unterschied zwischen „wertvoll“ und „wertvoller als andere“ gibt. Natürlich darfst du deinem Kind sagen, dass es wertvoll ist. Aber du solltest deinem Kind niemals vermitteln, dass es wichtiger als andere ist oder gar der Mittelpunkt dieser Welt darstellt. Das ist nämlich die Ansicht, die ein Narzisst hat.

Der Narzisst hat Schwierigkeiten, die Bedürfnisse anderer anzuerkennen, weil er seine eigenen als wichtiger ansieht. Er hat die Ansicht, dass er anderen überlegen ist und das macht den Kern der narzisstischen Persönlichkeitsstörung aus.

Um das Selbstwertgefühl zu stärken, solltest du deinem Kind Wertschätzung und Zuneigung geben. Die elterliche Wärme sollte für das Kind eine bedingungslose Geste sein und niemals als Belohnung für eine Tat dienen. Auf diese Weise lernt das Kind, dass Liebe nicht an Bedingungen geknüpft ist und dass es so sein kann wie es ist und gerade deshalb geliebt wird. Das ist etwas, was der Narzisst nie erfahren hat.

2. Dein Kind ist kein Geschenk an die Welt, sondern bringt einen Mehrwert für die Gesellschaft

Der Narzisst glaubt von sich selbst, dass er ein Geschenk an die Welt ist. Er betrachtet die Gesellschaft als vertikal, wobei er ganz oben steht und auf alle herabschaut. Jemand mit einem gesunden Selbstwertgefühl glaubt von sich selbst, dass er wertvoll ist und einen Mehrwert für die Gesellschaft bringt. Er betrachtet die Gesellschaft hingegen als horizontal.

Ein gesundes Selbstwertgefühl vermittelt dem Menschen, dass andere – egal welchen Hintergrund sie haben – gleichberechtigt sind und genauso viel verdienen wie er selbst. Er fühlt sich nicht höhergestellt oder besser als andere, so wie der Narzisst. Er steht mit ihnen auf einer Stufe und das ist für ihn völlig okay, denn er braucht keine Bestätigung von außen, indem man ihn für seinen Status lobt. Seine Bestätigung kommt von innen.

3. Frage dein Kind, warum es stolz auf sich ist

„Warum bist du heute stolz auf dich?“ Ab einem bestimmten Alter können Kinder schon viel mit dieser Frage anfangen. Das Kind lernt somit, was gesunde Quellen des Selbstwertgefühls sind, und kann ein positives Selbstwertgefühl als Grundlage schaffen. Dies regt Kinder dazu an, den Fokus auf die positiven Eigenschaften zu lenken, die sie besitzen. Außerdem lernen sie, auf eine positive Weise zu sich selbst zu sprechen – ganz im Gegenteil zu den inneren Dialogen, die der Narzisst verwendet (wenn auch unbewusst).

Der Narzisst spricht in einem negativen Ton zu sich selbst, ist unverhältnismäßig kritisch und fokussiert oft auf Fehler statt auf Erfolge. Da seine innere Gedankenwelt vor allem Selbstkritik und Beleidigungen beinhaltet, die er gegen sich selbst richtet, muss er seine Bestätigung in der Außenwelt suchen. Auf diese Weise nährt der Narzisst sein zerbrechliches Selbstwertgefühl.

4. Richte den Fokus auf den Selbstvergleich, statt des Vergleiches zu anderen

Wenn du nicht möchtest, dass dein Kind ein Narzisst wird, dann vergleiche dein Kind nicht ständig mit anderen Menschen. Soziale Vergleiche scheinen heutzutage eine Epidemie zu sein. Wenn wir uns nicht sicher sind, wie gut wir bei einer bestimmten Aktivität abschneiden, sehen wir uns natürlich Daten an, um dies festzustellen. Der einfachste Weg, Daten zu sammeln, besteht darin, festzustellen, wie gut andere bei denselben oder ähnlichen Aktivitäten abschneiden. Aber ist das wirklich ein angemessener Vergleich?

Nein – und schon gar nicht für Kinder!

Dein Kind ist individuell und hat natürlich seine Kapazitäten, so wie persönlichen Grenzen. Aber ein wichtiger Punkt ist, dass es sich immer weiterentwickelt, und zwar in seiner eigenen Geschwindigkeit. Unterstütze dein Kind dabei, sich mit sich selbst zu vergleichen – die Leistungen von heute mit den Leistungen von gestern oder sein Ich von heute mit dem Ich von vor drei Wochen.

Der Narzisst nährt sein Ego von dem Vergleich mit anderen, weil er meist dazu erzogen wurde. Darum ist er auch voller Neid und Frustration und steht ständig unter Druck, anderen überlegen zu sein.

5. Zeige deinem Kind, wie es Grenzen setzen kann und die Grenzen anderer respektiert

Der Narzisst wird über die Grenzen anderer hinwegsehen und sie ignorieren. Auch hier liegen die Wurzeln in der Kindheit. Ein Elternteil, das selten oder nur entschuldigend „nein“ zu seinen Kindern sagt, kultiviert eine Anspruchsmentalität und bereitet sie darauf vor, als Erwachsene zu scheitern.

Du musst als Elternteil deinem Kind natürlich Grenzen setzen und diese auch durchziehen, wenn du willst, dass dein Kind kein Narzisst wird. Ein Nein bedeutet Nein. Um Kindern zu helfen, Grenzen zu verstehen und zu setzen, beginne damit, ein paar grundlegende Grenzen zu setzen, die für alle gelten. Wenn Kinder die Grenzen anderer Menschen sehen und respektieren, können sie sich selbst besser klare Grenzen setzen.

6. Arbeite an deinem eigenen Selbstwertgefühl und sei ein Vorbild

Eine der besten Wege, um sicherzustellen, dass dein Kind kein Narzisst wird, ist, sich in seiner eigenen Haut wohlzufühlen. Schätze und liebe dich selbst dafür, dass du du bist. Mit anderen Worten sei selbst kein Narzisst.

Narzissmus ist eine generationsübergreifende Sache, die von den Eltern an das Kind weitergegeben wird. Die vielleicht beste Verteidigung dagegen, besteht darin, sich selbst nicht wie ein Narzisst zu verhalten – also nicht die Denkweise, die Abwehrhaltung, die Projektion und die Überkritik eines Narzissten zu modellieren.

Sei ein Vorbild und sei nicht nur freundlich, mitfühlend und wertschätzend zu deinem Kind, sondern auch zu anderen. Bringe deinem Kind bei, andere mit Freundlichkeit und Respekt zu behandeln. Auf diese Weise wird es von dir lernen und sicherlich kein Narzisst werden.

Selbstliebe ist kein Egoismus!

Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass der Narzisst selbstverliebt ist und dass man mit der Selbstliebe sparsam umgehen sollte. Aber Selbstliebe hat rein gar nichts mit Egoismus zu tun.

Ein Narzisst kann sich selbst nicht so annehmen, wie er ist, weil er wahrscheinlich nie dafür geliebt wurde, wer er ist. Er lehnt sich selbst innerlich ab und es erscheint etwas widersprüchlich, aber vor allem, weil er keine Selbstliebe empfindet und sein Ego so zerbrechlich ist, verhält er sich so egoistisch. Der Narzisst hat also zu wenig Selbstliebe.

Sage deinem Kind, dass es wertvoll ist, aber andere Kinder auch. Sage ihm, dass es einzigartig ist, aber jedes andere Kind auch.

Dein Kind wird sicherlich kein Narzisst werden, solange du sein Selbstwertgefühl auf eine gesunde Weise verstärkst – und zwar ohne es auf ein Podest zu stellen.

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